Aussagen über die Werke
- Wenn wir uns an die farbigen Landschaften halten, wird der Charakter der Eigenschau des Künstlers spürbar und sichtbar. Diese Eigenschau berichtet auf der einen Seite viel vom inneren Charakter des Geschauten, der Landschaft, andererseits wird in ihr die Anrührung des Künstlers durch die Landschaft spürbar, die Beziehung zu ihr. Zwei Subjekte finden sich und tauschen ihre psychischen Kräfte aus, weshalb diese Blätter einen stark meditativen Ton haben, eine Form des Konzentriertseins und des In-etwas-Hineinhörens/sehens. Diese "Innerlichkeit" kommt auch in der kompositionellen Dichte zum Ausdruck.
- Hans Prüll hat seine eigene Sprache gefunden vor den Bildern. Sie sind, jedenfalls der Großteil davon, in hohem Maße ganz eigen gesehen. Er ist es, nicht irgend eine Anleihe an einen großen Künstler, er ist es, der dieses Stückchen Welt sich aussucht und auf seine Weise modelt. ... Seine ganz persönliche Weise ist es, gegeneinander zu setzen das schärfer Umgrenzte und das Übergängliche, Atmosphärische. Und da glaube ich, sind die Landschaften, in denen er räumliche Suggestion erreicht, am allerweitesten und damit auch am besten von seinem Auge abhängig.
- Oft überwiegt die Betonung von Stimmungswerten, Lichtwerten und Atmosphäre, bei Verzicht auf realistische Details. Es sind die „kompositorischen Planspiele“, wo ein Weniges, Einzelnes, Betontes einem Großräumigen, Aufgelöstem, Offenem als die andere Waagschale entgegengesetzt wird. ... Hans Prülls Bilder sind ... intim, aber gleichzeitig offen, auch für den Betrachter; die Motive sind begrenzt und gerahmt, aber nicht eingesperrt und abgekapselt. Sie sind subjektiv, aber man spürt den Blick über den „eigenen Tellerrand“ hinaus.
- Die malerischen Formulierungen sind wörtlich in einem Schwebezustand. Sie sind konkret, aber gleichzeitig immateriell, die Figuren haben ein Oben und ein Unten, aber sie stehen nicht, sie treiben eher im Raum, der Hintergrund definiert sie als helle Silhouetten, drängt sich aber auch zwischen die Gestalten und löst ihre Konturen auf und schwächt das Davor und Dahinter ab. Die Farbe ist nicht an Grenzen oder Bildgegenstände gebunden. Frei bildet sie Akzente als eigengesetzliches Element und pointiert eher Stellen im Format als dass sie das Dargestellte kennzeichnet. Alles scheint im Fluß, im Werden und Vergehen, im Ankommen und Sichentziehen, im Sich-Herausbilden und im Zurückfallen in das Unbestimmte zu sein.
- Hat er überhaupt ein Thema, das durch alles hindurchgeht? Es gibt auch das bei dieser Ausstellung zu sehen. Er ist sich nicht untreu in dieser Vielfalt. Vielleicht darf ich ihm einen Ehrentitel geben, der auch eine Einschränkung enthält. Goethe hat in seinen Schriften den Begriff "der treue Forscher" gebraucht. Hans Prüll ist sich treu in seiner künstlerischen Arbeit. Die Einschränkung besteht darin, dass Goethe darlegt, es gibt ganz große, seltene Erscheinungen, die etwas Gewaltiges erfinden und auch in Gestalt bringen. Dazu rechnet er den "treuen Forscher" nicht. Dieser müsse dann dies verifizieren, durchprobieren, müsse es anwenden. Ich denke eher dieser Typ ist es, den Hans Prüll in seiner künstlerischen Arbeit erfüllt.